Dieser Beichtspiegel möchte Ihnen eine Hilfe bei der Vorbereitung Ihrer Beichte sein; er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es eignen sich zur Vorbereitung ebenso die Zehn Gebote (Ex 20,1-17), die Bergpredigt Jesu (Mt 5,1 – 7,12), das paulinische Hohelied der Liebe (1 Kor 13,1-7) und andere biblische Texte. Falls Sie in einem Punkt unsicher sind, scheuen Sie sich bitte nicht, den Beichtvater darauf anzusprechen.
Barmherziger Gott, du hast mir meine Sünden vergeben. So wie der barmherzige Vater sein Kind wiedergefunden und umarmt hat,
hast auch du mir deine Barmherzigkeit zugewandt. Ich danke dir für dieses große Geschenk. Voll Vertrauen bitte ich dich: Gib mir die nötige Kraft und den Willen, meinen Weg an deinen Geboten
auszurichten. Lass mich meine Schwächen erkennen und sie nicht zur Sünde werden. Hilf mir konsequent, das Gute zu suchen und dir in allem zu vertrauen. Stärke meinen Glauben, meine Hoffnung und
meine Liebe. Amen.
Uns Pfarrer erreichen immer wieder Anfragen zum Thema „Beichte“. Daher möchte ich hier auf die häufigsten Fragen antworten.
Es gibt viele Namen: Bußsakrament, Beichtsakrament, Versöhnungssakrament, Beichte. Den, der die Beichte ablegt, nennt man „Pönitent“ (= „Büßer“), den Priester, der die Beichte abnimmt, nennt man „Beichtvater“.
Die Beichte ist für alle „Mitglieder“ der Kirche da. Jeder Getaufte darf, kann und soll auch beichten. Die Kirche lehrt uns: Dieses Sakrament versetzt uns wieder in die Taufgnade! Die Beichte einmal im Jahr ist eine Pflicht. Ich weiß aber auch: Von „Pflicht“ zu sprechen weckt heutzutage oft Protest. Die Beichte ist eines der Gebote der Kirche (zu den fünf Geboten der Kirche siehe im Gotteslob Nr. 67). Die Kirche empfiehlt uns, über diese Pflicht hinaus regelmäßig (auch mehrmals im Jahr) zu beichten, z.B. vor den großen Festen und vor besonderen Anlässen.
Die Bußandacht kann und soll die Beichte nicht ersetzen, sondern ergänzen. Sie hat ihren großen Wert erstens in der gemeinschaftlichen Feier, zweitens in der ausführlichen Beschäftigung mit dem Thema „Schuld“. Die Bußandacht hilft, oft auf kreative Weise, zu erkennen, wo ich vielleicht auf einem falschen Weg bin und wo eine Änderung oder Besserung angesagt ist. Die Bußandacht mündet in eine Vergebungsbitte, so wie zu Beginn der Hl. Messe nach dem Schuldbekenntnis die Vergebungsbitte folgt. Ganz sicher schenkt uns Gott dadurch Vergebung. Diese ist jedoch nicht sakramental und keine Zusage der Vergebung wie bei der Beichte, sondern eben eine Bitte (so wie ich auch im privaten Gebet Gott um Vergebung bitten kann).
Nur in der Beichte bekomme ich zugesagt: „So spreche ich dich los von deinen Sünden.“ Vielerorts wurde die Bußandacht in den 70er-Jahren falsch eingeführt, sodass der Eindruck entstand, sie ersetze die Beichte.
Wer beichten möchte, betritt das Beichtzimmer und kann wählen: Entweder man kniet sich im Beichtstuhl hin und spricht mit dem Beichtvater durch das Holzgitter oder man setzt sich an den bereitstehenden Tisch, sodass wie bei einem normalen Gespräch; beide Formen sind in Ordnung und möglich. Dann beginnt der Pönitent mit dem Kreuzzeichen und kann sagen, wann seine letzte Beichte war. Dann legt man das Bekenntnis der eigenen Sünden ab. Der Beichtvater berät und es bietet sich auch die Möglichkeit zu einem Gespräch. Dann gibt der Beichtvater die Lossprechung. Als kleines Zeichen der Wiedergutmachung bittet er den Pönitenten um ein Gebet oder ein „Werk“. Der Pönitent verlässt das Beichtzimmer, spricht ein kurzes Dankgebet und verrichtet das ihm aufgegebene Werk (siehe zu diesem Ablauf auch im Gotteslob Nr. 60).
Wir müssen bei der Beichte nicht nur die negativen Dinge ansprechen, sondern können auch sagen, was gut gelaufen ist. Es geht um eine ehrliche Rückschau. Es ist auch sinnvoll zu bekennen, was wir an Gutem unterlassen haben. Spätestens hier fällt jedem etwas ein. Eine Hilfe zur Vorbereitung bieten auch die Beichtspiegel, die z.B. im Gotteslob abgedruckt sind (große Auswahl unter den Nummern 61-66) oder in der Kirche ausliegen.
Nein, das ist nicht der Sinn der Beichte. Es geht darum, konkret zu benennen, was war, aber kurz und ohne viele Details. Das sind aber nur Empfehlungen. Manchmal kann es gut sein, eine Situation zu erklären, damit sie der Beichtvater versteht, gerade dann, wenn man einen Rat sucht.
Der Kommunionempfang ist nicht mehr wie früher an die vorherige Beichte geknüpft. Wer nicht in einer schweren Sünde verharrt, kann bedenkenlos die Kommunion empfangen. Was eine schwere von einer nicht so schweren Sünde unterscheidet, ist aber manchmal gar nicht so einfach auszumachen. Daher ist umso mehr eine regemäßige Beichtpraxis hilfreich, reinigend und entlastend. Die Gnade, die durch das Sakrament geschenkt wird, hilft auch bei der Erfüllung der Vorsätze.
Dann wäre doch die nächste Möglichkeit ein schöner Anlass, mal wieder zu beichten. Der Beichtvater hilft dabei und macht sicher keine Vorwürfe!
Absolut und ohne wenn und aber. Keine dritte Person darf und wird etwas aus einem Beichtgespräch erfahren, auch nicht vor Gericht, auch nicht unter Beichtvätern. Es gibt keine Ausnahme und keine Sondersituation, die das Beichtgeheimnis einschränken würde.
Text: Pfr. Johannes Mette
– in Berührung kommen mit meinen dunklen Seiten
Das Ur-Sakrament der Sündenvergebung ist die Taufe; daher gab es in der Urkirche einen Taufaufschub bis knapp an die Todesgrenze. Später war eine einmalige Buße möglich in folgender Reihenfolge: persönliche Beichte vor dem Bischof – Ableistung eines großen Bußwerks – Wiederaufnahme in die Gemeinde.
6. Jh.: durch die Mönche Betonung des seelsorglichen Gesprächs bei der Beichte; die Beichte wurde öfter wiederholbar; die Kindertaufe setzte sich durch.
ab ca. 1000: „Seelenführungsform“ der Beichte, die wir bis heute kennen, mit folgender Reihenfolge: Gespräch – Lossprechung – kleines Bußwerk.
Das Beichtgeheimnis steht unverbrüchlich und klar verlässlich.
Die Beichte ist heute oft nicht mehr auf den Beichtstuhl beschränkt; es gibt Beichtzimmer oder die Möglichkeit, bei religiösen Großveranstaltungen auf freiem Feld, von „Stuhl zu Stuhl“ zu beichten.
Die Beichte ist nicht Privatveranstaltung, sondern gottesdienstliche Feier, für die es eine Ordnung, Regelabläufe und äußere Bestimmungen gibt.
Ablauf: Kreuzzeichen, Bekenntnis, Zuspruch mit Zuteilung des Bußwerks, Lossprechung; evtl. auch Gebet und Schriftwort.
Schuld ist immer Schuld vor Gott; Sünde kommt von „absondern“.
Sakrament der Versöhnung ist ein Weg: Ich bringe Gott meine Schuld; Gott kommt mir auf dem Weg entgegen und nimmt mir die Last ab, er vergibt mir meine Sünden und schenkt mir Hoffnung und Kraft.
Die Gnade der Beichte kann ich verstehen, wenn ich Gott als die unendliche Liebe verstehe, die in mir bereits gegenwärtig ist und die ich übersehe bzw. verletzte, wenn ich sündige.
Die beste Vorbereitung auf dieses Sakrament orientiert sich an dem Pauluswort: „Die Liebe schuldet ihr einander immer.“ (Röm 13,8b)
Beichte erfordert eine Vorbereitung, z.B. die Gewissensprüfung anhand der 10 Gebote oder an einem Beichtspiegel.
Prinzipiell ist das eigene Gewissen die Richtschnur für das Handeln im Alltag und für die Prüfung der eigenen Handlungen und Haltungen: „Das Gewissen ist jenes verborgene Heiligtum, in welchem Gott und Mensch einander begegnen.“ (Konstitution Gaudium et Spes des 2. Vatikanischen Konzil) à Bildung und Reifung des Gewissens wichtig.
Beichtvorbereitung kann in der Weise eines „Gangs durch das eigene Leben“ erfolgen: dabei ist die Beziehung zu Gott, Mitmenschen und mir selbst zu prüfen und zu untersuchen, wo ich bereits in Gedanken und nicht erst in Worten und Werken ansetzen und aufpassen muss.
Die Kunst des guten Beichtens besteht darin, hinter den einzelnen Handlungen die tiefer liegenden Haltungen wahrzunehmen und sich selbst im eigenen Handeln, in den Motivationen besser verstehen zu lernen.
Wer beichtet, sollte einen konkreten Vorsatz fassen, der deutlich macht, dass der Blick nach vorne auf den weiteren Weg gerichtet ist.
Nicht nur, was ich getan habe, sondern auch, was ich unterlassen habe, ist der Beachtung wert.
Beichte beseitigt nicht alles Dunkle in mir. „Die persönliche Umkehr führt nicht zurück in die kindliche Unschuld“ (Verweyen); darum ist wichtig, mich selbst in meinen Verletzungen und bleibenden Schwächen annehmen zu lernen; mehr auf Gott als auf die Schwächen zu schauen: „Der entscheidende Durchbruch wird nur gelingen, wenn die Faszination durch Gott an die erste Stelle tritt.“ (Demmer)
Es geht nicht um Strafe, sondern um eine der eigenen Gerechtigkeit geschuldete Bewältigung der Schuld; diese Bewältigung kann ansatzweise auch eine Wiedergutmachung sein.
Lk 15,11-32: Gleichnis vom barmherzigen Vater
Joh 8,2-11: Jesus und die Ehebrecherin
Das Sakrament der Versöhnung ist ein Heilungssakrament (KKK 1421).
Heilung nicht auf der Ebene der Medizin bzw. Psychotherapie, aber in ihrer geistlichen Kraft durchaus mit psychophysischen Wirkungen.
Es bleibt immer ein „dunkler Rest“ dessen, was wir an uns und anderen nicht verstehen; hier wichtig: Annahme meiner selbst ist Ur-Heilung.
Hohe Kompetenz des Beichtvaters ist wichtig; der Name ist Programm!
Literatur
Die Versöhnung feiern. Heft 1/1007 der Impulse für die Pastoral der Erzdiözese Freiburg.
K. Demmer, Das vergessene Sakrament. Umkehr und Buße in der Kirche, Paderborn 2005.
Grundkurs Beichte. Zehn Schritte zur Versöhnung, Leipzig.
Text: Pfr. Johannes Mette